Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Schule eine private Einrichtung der Gemeinde. Den Schulunterricht, der nur im Winter von Allerheiligen bis Ostern stattfand, erteilte im 17./18. Jahrhundert meist ein Handwerker oder einer, der des Lesens und Schreibens kundig war. Der Unterricht fand gewöhnlich in der „Stube“ eines Bauernhofes statt.
Es ist anzunehmen, dass seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, spätestens seit Beginn des 18. Jahrhunderts, in Schloßau eine Schule bestand.
Der älteste urkundlich genannte Lehrer war Josef Anton Oberniz, der im Jahre 1767 die Schule übernahm. Für seinen Unterricht, damals wurde der Lehrer mit Naturalien bezahlt, erhielt Oberniz 5 Malter, 6 Sester und 2 Metze Korn und Heidekorn und für jedes Kind 20 Kreuzer Schulgeld. Erst ab 1876 wurde nicht mehr die Schulfrucht erhoben, deren Höhe sich nach dem Besitz der einzelnen Bürger richtete, sondern deren Geldwert. Dazu kam noch freie Wohnung und mehrere Tage freie Beköstigung auf den einzelnen Höfen. Dieser Josef Anton Oberniz war 40 Jahre lang in Schloßau Lehrer.
Von 1807 bis 1809 hatte Johann Baumann die Lehrerstelle inne. Dann wurde Franz Oberniz, dem Sohn des Josef Anton Oberniz, die Schulstelle übertragen. Er versah diesen Dienst 33 Jahre lang. Außerdem war er auch Ratschreiber in der Gemeinde.
Das erste Schulhaus in Schloßau wurde in den Jahren 1817/18 erbaut und zwar neben der Kapelle (heutige Kirche) und der Fürstlich Leinischen Zehntscheune (heutiges Rathaus). Schloßau hatte damals 692 Einwohner und 90 Schulkinder.
Der Volksschule in Schloßau war auch eine Fortbildungs- und Sonntagsschule angeschlossen. Später wurde noch eine Industrieschule eingerichtet, in der die Mädchen Stricken und Nähen lernten. Über viele Jahrzehnte war die Schulstelle in Schloßau verbunden mit dem Messner-, Glöckner- und Organistendienst.
Allmählich entsprach das alte Schulgebäude mit nur einem Lehrsaal nicht mehr den Anforderungen, denn die Schülerzahl war inzwischen auf 145 angewachsen, für die nur ein Lehrer zur Verfügung stand. Zu der Hauptlehrerstelle sollte nun noch eine Unterlehrerstelle errichtet werden.
Zunächst wollte der Gemeinderat im Rathaus einen zweiten Lehrsaal errichten. Diesen Vorschlag lehnte das Großherzogliche Bezirksamt Buchen mit der Begründung ab, dass sich die Schulscheuer für einen Lehrsaal nicht eignet, da kein Keller unter derselben sich befindet. Außerdem müsste dann auch für ein neues Rathaus gesorgt werden. Einige Zeit hatte man auch die Absicht, das Haus des Krämers Adolf Büchler zu einem Schulhaus umzubauen. Auch dies wurde bald wieder verworfen, da dafür kein Staatszuschuss zu erhalten war.
Am 25. Januar 1875 beschloss dann der Gemeinderat, an dem Platz, an dem das Alte stand, ein neues Schulhaus mit zwei entsprechenden Lehrsälen und Wohnungen für den Haupthalter und einen Unterlehrer zu errichten. Dieser Beschluss wurde von der einberufenen Gemeindeversammlung einstimmig genehmigt. Der Großherzogliche Oberschulrat Karlsruhe hielt es für wünschenswert, dass die beiden neuen Schulsäle jeweils für mindestens 70 Schüler Raum bieten.
Für die Dauer der Bauzeit sollte der Unterricht in dem „Flechtlokal“ abgehalten werden. Seit mehreren Jahren bestand nämlich in Schloßau eine Strohflechtschule, in der den Leuten, meist waren es schulpflichtige Kinder, das Flechten mit Stroh gelehrt wurde.
Werkmeister August Manger von Buchen wurde beauftragt, den Plan für das neue Schulhaus zu erstellen, das im ersten Stock zwei Lehrsäle, im zweiten Stock eine Hauptlehrerwohnung und ein Zimmer für den Unterlehrer enthielt. Außerdem waren noch zwei Kellerräume vorgesehen, einmal für das Brennholz der Schule, zum anderen als Vorratsraum für die Lehrerwohnung. Nachdem die von A. Manger gefertigten Pläne von der Kreisschulvisitatur Tauberbischofsheim und von der Bezirksinspektion Wertheim genehmigt waren, konnte der Neubau beginnen.
Das neue Schulhaus wurde mit echtem Schloßauer Bundsandstein erbaut, den Kasper Geier aus seinem Steinbruch lieferte. Die Maurerarbeit führte Gottfried Noe aus.
Die Kostenberechnung über den Neubau des Schulhauses beliefen sich auf 15.949 Mark. Trotz eines Staatsbeitrages von 2.000 Mark war es für die Gemeinde sehr schwierig, das neue Schulhaus zu finanzieren. So wurden in kurzer Zeit mehrere Darlehen beim Fürstlich Leinischen Rentamt in Ernsttal aufgenommen, wofür von den Einwohnern Schloßaus Bürgschaften übernommen werden mussten. Zur Bestreitung der Schulbaukosten wurde zudem ein außerordentlicher Holzhieb im Gemeindewald Kinzert durchgeführt.
Im Jahre 1864 war die neue Kirche eingeweiht worden, 1866 ein Pfarrhaus gebaut und ein Friedhof angelegt worden. In den Jahren 1877/78 wurde das neue Schulhaus errichtet. In den neunziger Jahren wurde dann der heutige Kirchturm angebracht.
Innerhalb weniger Jahren hatte die Gemeinde Schloßau große Vorhaben verwirklicht. Diese erforderten hohe Kosten, die nur durch große Opfer und eisernen Willen der Gemeinde und der Bürgerschaft zu leisten waren.
Es ist verständlich, dass in Schloßau große Freude herrschte, als das neue Schulhaus endlich fertig war. Der Gemeinderat beschloss, „dass das Schulhaus am 9.Septemper 1878 feierlich einzuweihen ist, wobei die Schuljugend mit Bier und Bretzeln zu beschenken ist, ebenso die dabei tätige Musikgesellschaft“.
Dieses Schulhaus war über 85 Jahre lang für viele Schloßauer Kindergenerationen eine wichtige Bildungs- und Erziehungsstätte. Im Jahre 1964 wurde dann wiederum ein neues Schulhaus erbaut und dazu eine Turnhalle und ein Lehrschwimmbecken.
Das alte Schulhaus aber, mit dem für viele Schloßauer so manche Kindheitserinnerungen verbunden sind, beherbergt heute den Kindergarten. Im ehemaligen Schulkeller hat sich die Schloßauer Jugend in Eigenarbeit Räume geschaffen, die ihnen als Treffpunkt für Kommunikation und Unterhaltung dienen. So hat auch nach mehr als hundert Jahren das alte Schulhaus immer noch eine wichtige Funktion im Schloßauer Dorfleben.