Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns zu den Taten schreiten. Nach diesem Motto konnten wir im Herbst 1992 endlich mit dem Ausbau der Kellerräume beginnen.
Zunächst mussten die in der Vergangenheit als Holz- und Rübenkeller genutzten Räume entrümpelt und gesäubert werden. Aufgrund der früher üblichen Bauweise, bestand der Boden aus Erdreich mit darüberliegenden Sandsteinplatten. Die Platten mussten entfernt und der Boden bis zu 50 cm tief abgetragen werden. Diese beschwerliche Arbeit war nötig, um den Räumen ein ausreichendes Fundament zu geben, ohne an Raumhöhe zu verlieren. Ferner musste im bisherigen Heizraum der Betonboden aufgestemmt werden, um die sanitären Anlagen ans örtliche Abwassernetz anschließen zu können. Allein für diese Tätigkeiten waren mehr als 300 Arbeitstunden erforderlich.
Da wir uns vorgenommen hatten die alten Kellergewölbe in ihren Urzustand zu versetzen, mussten diese zunächst gesäubert werden. Dies gestaltete sich äußerst schwierig, da in der Vergangenheit die Kellerräume teilweise mit „Sandspeis“ verputzt wurden. Ursprünglich war geplant, dass die Reinigung der Sandsteine durch eine Firma durchgeführt werden sollte. Leider zeigte das Sandstrahlen nicht den gewünschten Erfolg und die Firma stellte nach einem Tag die Arbeit ein mit der Begründung, dass zuerst eine grobe Reinigung von Nöten sei. So mussten wir in den nachfolgenden Tagen in mühevoller Kleinarbeit die Decken und Wände mit selbstgefertigten Werkzeugen säubern. Für diese nicht vorhersehbare Arbeit waren wiederum mehr als 70 Arbeitsstunden notwendig. Doch es hatte sich gelohnt, denn die Heilbronner Firma konnte in den folgenden Wochen ihre Arbeit verrichten und die Sandsteine endgültig freilegen.
Parallel zu diesen Arbeiten liefen die Vorbereitungen zum Betonieren der Bodenplatte. Zunächst wurden die Abwasserrohre verlegt und in beiden Kellerräumen sowie im Vorraum der Schotter eingebracht. Durch die baulichen Gegebenheiten (Kellerraum) bot es sich an, den Schotter mittels einer „Rummelscherutsche“* in das Gebäude einzubringen.
*umgangssprachlich auch „Worzelrutsche“; hochdeutsch: „Rübenrutsche“
Die elektrischen Leitungen wurden ebenfalls in den Unterbau integriert, da es nicht möglich war, alle Kabel in den Fugen der Sandsteine zu verlegen. Lediglich die Steigleitungen wurden in den Fugen untergebracht. Somit hatten wir alle elektrischen Leitungen unsichtbar verlegt.
Anschließend betonierten wir den Verteilerschacht sowie die Aussparungen für die Heizungsrohre. Nachdem nun auch die Stahlmatten verlegt und die Schalung fertig gestellt war, konnte der Beton für Samstag den 14.11.92 8.00 Uhr bestellt werden.
Doch bereits um 7.20 Uhr stand das Betonfahrzeug vor der Tür und so herrschte zunächst einmal große Hektik und Betriebsamkeit. Aber unser Polier Dieter Müller hatte die Lage schnell im Griff und koordinierte die Arbeiten. Der sehr dünnflüssige Beton wurde durch die Kellerfenster direkt in die Kellerräume gepumpt, wo wir den Beton verteilen konnten. Als die Arbeitsmoral zu sinken begann, und einige sich mehr mit Gesprächen als mit ihrer Arbeit beschäftigten, kam von Polier Dieter Müller folgender Satz: „Wenn dor no e Weile wart, kennt´er de Beton mim Biggel * glattzieche!“. Dieser Spruch tat sein Werk, denn bereits um 10.00 Uhr war das Kapitel Bodenplatte abgehakt.
* Spitzhacke, Werkzeug aus Stahl für Erd- und Steinarbeiten.
(Aus „ Das moderne Lexikon“ Band 14, erschienen im Bertelsmann-Verlag)
Auch im ehemaligen Heizraum hatte sich in der Zwischenzeit einiges verändert. Dies war auch dringend nötig, denn mit der Firma Blei aus Hainstadt war bereits ein Termin für die Ausführung der Heizungsinstallation vereinbart. Erschwerend kam hinzu, dass es mittlerweile schon November war und es nicht unbedingt wärmer wurde.
Während das Mauern der Zwischenwände von Heizraum, Abstellraum und Herren-WC problemlos zu bewältigen war, bereitete das Damen-WC aufgrund der engen räumlichen Begebenheiten einige Sorgen. Doch auch hier wurde eine Lösung gefunden, die die Damen letztendlich akzeptieren mussten. Einige Spötter (männlich) meinten sogar, es als Aufforderung an die Damen zu sehen, besser auf ihre schlanke Linie zu achten.
Nachdem also die Maurer, sowie diverse Hilfswillige (Bundeswehrjargon), diese Arbeit erledigt hatten, gingen die Wasserinstallateure und Elektriker ans Werk, um ihre zahlreichen Rohre, Leitungen, Kabel, Verteilerdosen und sonstige notwendigen Teile ins Mauerwerk zu integrieren. Jetzt galt es noch einige „Schlitze zu klopfen“ bis die Heizungsfirma mit ihrer Arbeit beginnen konnte. Bei der Heizungsanlage kam uns zugute, dass im Gebäude bereits eine Ölzentralheizung vorhanden war. Diesem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass zum einen die Kosten im Rahmen blieben, und zum anderen wir unseren Jugendkeller auf wirtschaftliche, umweltfreundliche und komfortable Weise beheizen können.
In dieser Bauphase bekamen wir auch den ersten Tiefschlag versetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Lied gerade einen Höhenflug in den Hitparaden: “Das Leben ist grausam, und schrecklich gemein“ (von den „Prinzen“), als man im rechten Gewölbekeller, sprichwörtlich übernacht, „fließendes Wasser“ bemerkte. Da in diesem Raum kein fließendes Wasser vorgesehen war, und schon gar keines, das aus der Wand kam und sich auf dem Boden breitmachte, mussten wir der Sache auf den Grund gehen. Alles schien halb so schlimm, denn es wurde zunächst vermutet, das Wasser stamme aus einem defekten Abwasserrohr (Dachrinne). Wir versuchten der Wasserfluten Herr zu werden, indem wir das Rohr austauschten, doch wurde uns eine Tatsache sehr schnell bewusst: das Wasser hatte sich einen anderen Weg in den Keller gesucht. Da wurde uns klar, dass uns im Frühjahr eine Menge nicht einkalkulierter Arbeit erwartete.
Mitten im Chaos sprach eine Stimme: „Lächelt und seid froh, denn es könnte schlimmer kommen“. Wir lächelten und waren froh, und es kam schlimmer! Das Ausfugen der Kellerräume stand auf dem Programm. Jede Fuge zwischen den Sandsteinen wurde in mühevoller Kleinarbeit ausgefugt. In der Zeit von Weihnachten bis hl. drei Könige hatten viele von uns Urlaub, so ging die Arbeit gut voran und der erste Keller war bis Mitte Januar komplett ausgefugt. Der zweite Keller allerdings bereitete uns mehr Sorgen. Viele hatten vom Ausfugen „die Schnauze voll“ und diejenigen, die übrig geblieben waren, träumten nachts bereits von Trasszement, Fugen und Fugeisen. Daher dauerte es bis Mitte April, bis auch der zweite Keller und der Vorraum ausgefugt waren. Insgesamt wurden ca.1.440 Meter (in Worten: eintausendvierhundertundvierzig) Sandsteinfugen neu ausgefugt.
In den Toilettenräumen sowie im Eingangsbereich ging die Arbeit auch voran. Nachdem die Löcher und Wanddurchbrüche zugemauert waren, fingen wir mit dem Verputzen an. Nach dem bekannten Baumotto: „ De Gipser kinnt zuletscht, unn die messes grad mache“, ging auch unser Gipsertrupp an die Arbeit. Dies war gar nicht so einfach, galt es doch Unebenheiten in den Sandsteinmauern, im ehemaligen Heizraum, von mehr als 10 cm auszugleichen. Aber auch diese Hürde wurde übersprungen und alles sah schon sehr viel freundlicher aus.
Von April an standen zwei Arbeitsschwerpunkte im Mittelpunkt. Im Innern des Gebäudes hieß es, die Vorarbeiten für das Verlegen des Estrichs zu erledigen. Zunächst wurde als Schutz vor Feuchtigkeit auf den Betonboden Schweißbahnenverlegt. Als Wärmeisolierung verwendeten wir 4 cm starke Styroporplatten, die auf die Betumenbahnen gelegt wurden. Als diese Arbeiten, sowie mehrere andere Tätigkeiten, abgeschlossen waren konnte der Auftrag zum Verlegen des Estrichs vergeben werden. Der andere Schwerpunkt lag im Außenbereich des Gebäudes. Wie schon erwähnt, kam es kurz vor Weihnachten zu unliebsamen Wasseransammlungen im rechten Gewölbekeller. Abhilfe sollte eine ca. 25 cm starke Betonwand schaffen. Diese sollte im Erdreich direkt an die undichte Sandsteinmauer betoniert werden. Dazu musste zuerst ein Graben ausgehoben werden. Der Graben hatte eine Länge von über 12 Meter. Die Breite betrug ca. 2 m und die Tiefe 3-4 m. Jetzt wurden die Sandsteine abgedampft und gereinigt und anschließend eine Schalung errichtet. Nach dem Betonieren strich man die Wand mehrmals mit Teerfarbe. Zusätzlich verlegten wir noch eine Drainage, bevor wir den Graben mit Filterkies und Schotter auffüllen konnten.
Darauf folgte die Neugestaltung des Außenbereichs. Hierzu zählte das Pflastern der Regenrinne und Teile des Parkplätze, sowie mehrerer kleiner Arbeiten (Zaun, Rasengittersteine,Bordsteine).
Bis der Estrich getrocknet war, mussten wir eine sechswöchige Sommerpause einlegen. Das war jedoch nicht so brisant, denn es war kein Thema, dass die Arbeitsmoral in den letzten Wochen zunehmend nachgelassen hatte, und das war amtlich.
Nach der Urlaubszeit gingen die Arbeiten mit neuem Elan weiter. Der Grund dafür war, dass nun Arbeiten auf dem Programm standen, bei denen man sofort ein Erfolgserlebnis verspürte und etwas „sah“. Der Boden und die Toilettenräume wurden gefliest. Die Holzdecke und die sanitären Anlagen angebracht. Jetzt standen wir vor einer der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben: der Thekenbau. Heute kann sich jeder vom Erfolg dieser Arbeit überzeugen. Nach Abschluss dieser Arbeit dachten viele, der Jugendkeller wäre fertig und betriebsbereit: Doch weit gefehlt! Bis zu seiner Fertigstellung waren noch sehr viele, teilweise zeit- und nervenraubende, Tätigkeiten erforderlich. So z.B. Rauputz, Montage der Türen und Lampen usw.
Von Beginn der Bautätigkeit bis zur Fertigstellung des Jugendkellers waren fast 1 ½ Jahre vergangen. Insgesamt wurden etwa 3.600 Arbeitsstunden geleistet, was einer Eigenleistung von ca. 57.000,-- DM entspricht. Für die Gemeinde bestand die Möglichkeit, durch diese Eigenleistung Zuschüsse vom Land zu erhalten. Ohne die tatkräftige Mithilfe jedes einzelnen Mitglieds wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Die Jugend Schloßaus kann voller Stolz behaupten, sich einen sehr schönen, gut eingerichteten Jugendtreff geschaffen zu haben.
Der Jugendkeller nach der Fertigstellung